Altstadtexkursion März 2002

10. Klassen

Die Untere Mengstraße

Obere Mengstraße mit
Buddenbrookhaus


 Das Schabbelhaus




Das neue Schabbelhaus in der Mengstraße 48/50, das aus zwei nebeneinanderliegenden Häusern besteht, birgt eine lange und ereignisreiche Geschichte. Es ist nach einem wohlhabenden Bäckermeister und Konditor benannt, der im Jahre 1904 starb. Dieser Herr Schabbel, der übrigens die leckeren Hanseaten erfunden hat, wollte nämlich sein gesamtes Vermögen - 125000 Goldmark - nach seinem Tode der Stadt vermachen. Seine Bedingung für diese überaus großzügige Spende war: Die Stadt sollte mit seinem hinterlassenen Geld eine Stiftung aufmachen, um ein Haus zu kaufen, das als Museum für lübsche Altertümer fungierte. Ferner sollte den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben, auf welche Weise wohlhabende Kaufleute zu der damaligen Zeit lebten.
Tatsächlich wurde Schabbels Geld dazu verwandt, ein Kaufmannshaus in der Mengstraße 36 zu erwerben und mit wertvollem Mobiliar auszustatten. Die Chefs der Stiftung dachten jedoch gleichzeitig an eine praktische Nutzung. So wurde, "um den vornehmen Charakter des Hauses zu wahren", eine Weinschenke eingerichtet, die sich bald großer Beliebtheit erfreute.

Palmsonntag 1942 erlebte Lübeck einen schweren Bombenangriff, dem auch das alte Schabbelhaus zum Opfer fiel. Als der Wiederaufbau der Altstadt voranschritt, sollte auch das Schabbelhaus wiederhergestellt werden. Die Stiftung selbst wäre mit einem Wiederaufbau überfordert gewesen. So erwarb die Hansestadt Lübeck die Häuser in der Mengstraße 48/50, und die Kaufmannschaft zu Lübeck, eine Vereinigung Lübecker Kaufleute, deren Tätigkeit sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen lässt, führte 1954 die Sanierung durch. Aufgrund dieses Engagements beschloss die Lübecker Bürgerschaft 1955, diese beiden Kaufmannshäuser der Kaufmannschaft zu Lübeck zu übereignen. In den historischen Räumen der beiden verbundenen Häuser wurde eine Gaststätte eingerichtet, deren Mobiliar wiederum aus Museumsbeständen und Schenkungen Lübecker Kaufleute stammte. Dieses Konzept des neuen Schabbelhauses fand die volle Zustimmung der Schabbelstiftung; diese löste sich 1955 auf, da sie den Stiftungszweck als erfüllt ansah.

Allgemeines:
Im heutigen Schabbelhaus lebten und arbeiteten seit ca. 1350 Lübecker Kaufleute, so auch der Vater Thomas Manns. Typisch für die Kaufmannshäuser aus dem Mittelalter finden wir hier Dielen in ihrer ursprünglichen Gestalt und umlaufende Galerien. Die heute noch sichtbare Seilwinde weist auf die Lagerung von Waren in den Obergeschossen hin. Die Gartenflügel, die früher als Wohnräume genutzt wurden, sind heute Teile der historischen Gaststätte. Ein romantischer Garten vervollständigte die Bürgerhäuser und lädt auch heute zum Verweilen ein.
Im zweiten Obergeschoss des Schabbelhauses finden wir den "Stiftungssaal" und ein Stockwerk höher die "Danziger Etage". In diesen Räumen haben die "Danziger Banken", Bruderschaften, deren Anfänge bis aufs Mittelalter zurückgehen, Kulturgüter aus Danzig zusammengetragen. Hier wird im Rahmen der "Stiftung Kulturgut hansischer Städte" das kulturelle Erbe erhalten und entwickelt.

Die Fassade:
Da das Schabbelhaus aus zwei Gebäuden besteht, gibt es auch zwei unterschiedliche Fassaden. Der linke Teil des Schabbelhauses Nr. 50 hat einen Renaissance-Treppengiebel, korbbogige Fenster und flachbogige Giebelluken sowie ein Backsteinportal mit glasierten Steinen (Renaissance 16. bis 17. Jahrhundert). Das Haus Nr. 48 hat ebenfalss einen Renaissance-Treppengiebel, der im 18.Jahrhundert durch Abschweifung und einen dreieckigen Giebelkopf sowie neue Anordnung der Fenster verändert wurde. Beide Gebäude befanden sich seit 1855 bzw. 1863 im Besitz des Kaufmanns Chr. Erasmi und wurden 1855 zusammengelegt.
 
 

Fassaden in der Mengstraße

© Peter Köhler (10 c)



 
Quellen:

http://www.luebeck.de/tourismus_freizeit/sehenswuerdigkeiten/objekte/stil.html
http://www.schabbelhaus.de
http://www.luebeck.de/tourismus_freizeizeit/sehenswuerdigkeiten/objekte/schabbe.html

"Weltkulturerbe Lübeck - Denkmalgeschützte Häuser", von Klaus J. Groth, Lübeck 1999



Das Haus in der Mengstraße Nr.27 hat einen Renaissance-Treppengiebel und ein Portal (großes Eingangstor) mit Taustabprofilierung.
Über dem Erdgeschoss Terrakottafries (Verzierung aus Terrakotta) mit der Relieffolge "Gesetz und Gnade" (aus einer Fläche hervortretendes oder in eine Fläche eigelassenes plastisches Bild) befinden sich sowohl Porträtmedallions als auch Prophetenbilder.

Die Haustür stammt aus der Rokoko - Zeit um 1750.
Die Lukenöffnungen sind segmentbogenförmig (Segment = Einzelstück) mit Rundstabprofilierung.

© Philipp Rohde (10c)

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